Lofoten : eine Reise in polare Gefilde
Ein faszinierend abwechslungsreiches Abenteuer
Vor der schroffen Küste Norwegens, liegt nördlich des Polarkreises eine faszinierende Inselgruppe. National Geographic hat diese Region einst zu den schönsten Plätzen der Erde gekürt. Heute lockt diese besondere Region jährlich zahlreiche Fotograf:innen an. Meiner Meinung nach völlig zurecht.
Eine Fotoreise zum Nachlesen
Philipp Jakesch
Landschafts- und Naturfotograf
Seit ich mich erinnern kann habe ich eine enge Beziehung zur Natur und zur Tierwelt. Mittlerweile bin ich seit mehreren Jahren als Naturfotograf tätig und gebe mein erworbenes Wissen in Workshops und auf Fotoreisen an interessierte Menschen weiter. Vom rauen Norwegen bis hin zum faszinierenden Namibia: Mein Ziel ist es bleibende Eindrücke aus den fantastischen Abenteuern zu machen und nachhaltiges Wissen zu generieren.
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Lofoten, Norwegen: eine Inselgruppe der Superlative
Zwischen 100 km und 300 km nördlich des Polarkreises liegen rund 80 Inseln die zu den Lofoten zählen. Einige der Inseln sind mit Brücken bzw. durch unterirdische Tunnel verbunden. Auf der Fläche von 1.227 km² werden die Inseln von knapp 24.000 Menschen besiedelt. Klimatisch wird die Region stark vom Golfstrom und dem umliegenden europäischen Nordmeer beeinflusst. Dadurch sind die jahreszeitlichen Unterschiede vergleichsweise gering. Auch im Sommer kann mit Temperaturen um die Null Grad gerechnet werden.
Was kann man auf den Lofoten sehen?
Neben den zahlreichen landschaftlichen Highlights gibt es eine Vielzahl an kulturellen und tierischen Motiven.
Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in eine 9-tägige Lofoten Reise geben. Welche Motive könnt ihr da erwarten und worauf ist bei gewissen Aufnahmen zu achten? Natürlich darf auch das persönliche Wohlbefinden inkl. gelegentlicher Zimtschnecke nicht fehlen 😉
Anders als bei vielen weiteren Destinationen sind auf den Lofoten die meisten Wege zu schönen Motiven sehr kurz. Bereits nach sehr kurzen Fußwegen stehen wir vor einer wunderbaren Kulisse und können uns völlig dem Motiv hingeben. Da wir für die Motivsuche und Aufnahme etwas Zeit benötigen ist die Wahl der Kleidung eine entscheidende, zumal die Kombination aus Wind und Temperaturen knapp unter Null mit der Zeit sehr ungemütlich werden kann. Bei der Kleidung setze ich auf Schichten, Schichten, Schichten. Egal ob bei Handschuhen, Hosen oder Jacken, überall versuche ich mehrere Lagen übereinander zu tragen.
FUJIFILM GFX100S bei 20mm | f/16 | 1sec | ISO 100
Der erste Morgen der Fotoreise startet gleich mit einem wolkenlosen Himmel und schönem Morgenrot. Die kalten Bedingungen der letzten Tage und Nächte habe die Steine mit einer Eisschicht überzogen. Diese blanke Schicht fordert uns nicht nur körperlich, sondern auch fotografisch: denn wir müssen auf die Reflexionen im Vordergrund unserer Komposition achten. Sind die reflektierenden Flächen zu dominant, so wäre es ratsam den Blickwinkel leicht anzupassen und dadurch die Komposition möglichst ausgewogen zu gestalten.
Nachdem ich nun ein spannendes Motiv gefunden habe, suche ich einen zuträglichen Vordergrund, der sowohl farblich als auch von der Ausrichtung her, funktioniert. Nachdem ich Vordergrund und Hauptmotiv miteinander kombiniert sehen kann, teste ich unterschiedliche Brennweiten und suche mir meinen Standort für mein Stativ. In Verwendung kommt bei mir ein besonders großes Stativ um möglichst aus Wunschhöhe fotografieren zu können. Die Entscheidung über die geeignete Höhe treffe ich in Hinblick auf meinen Vordergrund. Bei dieser Aufnahme war die Kamera ca. in 180 cm Höhe abgestellt und mit dem GF 20-35mm ausgestattet. Um den Blick im Bild möglichst gut lenken kann habe ich für diese Aufnahme noch zusätzlich einen Polfilter verwendet. Bei meinem bevorzugten Swift-System kann ich diesen bequem in Sekunden aufstecken und wieder abnehmen.
What’s in my bag?
Damit ich mich auch auf Reisen in verschiedenen Motivwelten bewegen kann, benötige ich eine dementsprechende Ausrüstung. Die Kombination aus Tier- und Landschaftsfotografie stellt große Herausforderungen an meinen Fotorucksack. Gleichermaßen soll ich Objektive zwischen Weitwinkel und Tele mitbringen, sowie etwas Lichtstarkes für potentielle Nordlichter.
Seit einiger Zeit fotografiere ich meine Landschaftsbilder mit dem FUJIFILM GFX System und alle Tierbilder mit NIKON. Somit habe ich auf Reisen häufig beide Systeme dabei. So auch auf den Lofoten: Neben der GFX 100S hatte ich die Nikon Z9 dabei und dazu insgesamt 5 Objektive. Das hatte alles in meinen NYA-EVO Fjord 60 Rucksack Platz. Neben dem GF 20-35 war das Normalobjektiv GF 32-64 dabei und das GF 100-200 mit dem ich Details und Panoramas aufgenommen habe. Für besondere Szenen wie Nordlichter hatte ich das Z 20 f/1.8 dabei, welches mir genügend Lichtstärke und auch eine schönen Bildwinkel ermöglicht. Und natürlich darf auch mein Tele fehlen, wenn es um Tierfotografie geht. Da hatte ich das flexible und gute Z 100-400 dabei.
Seit vielen Jahren zählen Filter zu meiner Standardausrüstung. Um das Gepäck in wenig zu reduzieren, habe ich auf das kompakte und leistungsstarke Swift System von Nisi umgestellt. Das verbindet so ziemlich alles, was ich brauche.
Majestätische Seeadler
Einst fast verschwunden, heute stark vertreten
In Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise einiges im Artenschutz von Greifvögeln getan. Um das Jahr 1900 war dieser majestätische Vogel fast völlig ausgerottet, wurde jagdlich verfolgt und zusätzlich wurden die Bestände durch chemische Einflüsse negativ beeinflusst. Heute hat sich die Population glücklicherweise wieder gut erholt und die meisten Individuen leben jetzt in Norwegen. Von den mehr als 1500 Tieren sind mehr als die Hälfte in der Provinz Nordland, zu der auch die Lofoten zählen. Alleine auf den Lofoten wird die Zahl der Seeadler auf rund 400 Tiere geschätzt. Mit mehr als 2,5 Meter Flügelspannweite sind die Adler imposante Erscheinungen, die ganzjährig auf den Lofoten zu beobachten sind.
Auf den Lofoten lassen sich die wunderschönen großen Vögel hervorragend fotografieren. Glücklicherweise sind sie durch den starken Schutz kaum noch scheu, wodurch sie sich teilweise aus unmittelbarer Nähe fotografieren lassen. Als wir in Svlovaer am Hafen entlang spazierten und auf dem Weg zum einem Kaffeehaus waren, haben wir aus wenigen Metern Entfernung zwei Adler bei der Jagd beobachten können. Die Menschen in ihrer Umgebung ließen die großen Tiere völlig unbeeindruckt.
NIKON Z9 bei 180mm | f/4,8 | 1/1250sec | ISO 3200
Diese Aufnahme entstand im Zuge einer Bootsfahrt im norwegischen Fjord. Unweite von Svolvaer entfernt gibt es eine kleine unbewohnte Inselgruppe mitten im Fjord. Dort halten sich die Seeadler gerne auf und jagen in den umliegenden Flachwasserbereichen.
Bei Aufnahmen von schnell bewegten Tieren ist die Serienbildfunktion entscheidend, um den gewünschten Moment einfangen zu können. Durch den Sucher können wir die Tiere bereits vor der entscheidenden Szene im Blick behalten. Wenn der gewünschte Ausschnitt dann näher rückt, drücke ich den Auslöser und nehme eine ganze Bildserie auf. Entsteht aus einer Serie eine Aufnahme, die mir gefällt bin ich glücklich. Je nach Kameramodell gibt es zahlreiche Einstellungen, die uns eine scharfe Abbildung der schnellen Tiere ermöglicht.
Besonderheiten der Polarregion
Der Name kommt nicht von ungefähr, denn die Polarlichter gibt es besonders häufig in den Regionen um den Polarkreis. Genauer gesagt liegen die Bereiche höchster Wahrscheinlichkeit zwischen 65° und 75° nördlicher und südlicher Breite. Durch starke Sonnenwinde bzw. Sonnenstürme werden Teilchen aus der flüssigen Sonnenoberfläche Richtung Erde geschleudert. Wenn diese Teilchen in 80-100 Km Höhe auf die Erdatmosphäre auftreffen, werden die Ionen in der Luft angeregt. Je nach Art des ionisierten Moleküls, gibt es einen charakteristischen farblichen Lichtschimmer. Einen zusätzlichen Einfluss auf die Farbe der Lichtemission hat die Höhenlage, in der die Ionisierung auftritt. Werden Sauerstoffteilchen angeregt, so kommt es zu Grünen bzw. Roten Lichtern. Wird Stickstoff angeregt, so kommt es zu den selteneren violetten Polarlichtern. Ob und wie stark diese tollen Lichter am Himmel auftreten, hängt von der Stärke und Intensität der Sonnenwinde ab.
Bei der Aufnahme von Panoramas von Polarlichtern ist mit zusätzlichen Herausforderungen zu rechnen, denn die Nordlichter bewegen sich teilweise recht schnell. In meinem Fall war die Bewegung am Himmel sehr moderat, was mir etwas Zeit für die Aufnahme aller Bilder gegeben hat. Die Fünf Bilder habe ich jeweils im Hochformat aufgenommen um den gewünschten Bildbereich abdecken zu können. Im Allgemeinen gibt es bei der Aufnahme von Nordlichtern ein Zeitfenster in dem man sich bewegen kann. Belichtest du zu kurz, so ist alles zu dunkel und wenn du zu lange belichtest, werden die Sterne verwischt. Damit richtet sich auch hier die längste Belichtungszeit nach der Kombination aus Brennweite, Auflösung und Sensorgröße der Kamera.
NIKON Z9 bei 20mm | f/2 | 10sec | ISO 800 | Panorama aus 5 Bildern
Kreative Entscheidungen
In der Nacht, wenn die Sicht auf die Welt anders wirkt und unser Sehen in den Schwarz Weiß Modus übergeht, sind wir noch stärker gefordert ein ansprechendes Bild aufnehmen zu können. Häufig sieht man erst am Bild, welchen exakten Ausschnitt und welche Elemente noch im Vordergrund abgebildet sind. Im Winter bzw. bei Schneefall haben wir mit dem Schnee im Bild einen großen Vorteil. Außerdem ist es sehr wirkungsvoll, potentielle Reflexionen nutzen zu können. Ist der Vordergrund zu nahe an der Kamera, so ist es eine zusätzliche Herausforderung einen ansprechenden Schärfebereich im Bild zu bewahren, denn ich versuche durch eine offene Blende die Lichtmenge auf den Sensor zu steigern. Für ein optimales Ergebnis ist die Aufnahme im RAW Format unerlässlich, denn eine nachfolgende Bildentwicklung bleibt bei Nachtaufnahmen nicht aus. Für eine qualitativ hochwertige Entwicklung der gesammelten Bilddaten achte ich bereits bei der Aufnahme ganz genau auf die Farbkanäle des Kamerasensors. Besonders der grüne Farbkanal ist gefährdet am hellen Ende abgeschnitten zu werden. Dabei entstehen lästige Farbflächen ohne jeglichen Kontrast. Dies zu vermeiden ist in der Landschaftsfotografie oberste Priorität.
In my bag:
Folgende Ausrüstung war mit auf Reisen
Erlebe den Norden deiner Kamera!
Ich bin mehrmals im Jahr im hohen Norden unterwegs, um mit meinen Workshopteilnehmer:innen die tollen Landschaften und einzigartige Tierwelt festzuhalten. Wenn du heuer etwas ganz besonderes erleben willst, stöbere gerne durch meine Fotoreisen!